Die Teilnehmenden am Modul 35 der Katechetischen Ausbildung «Leben und Arbeiten in der Kirche» im Kloster Fahr. Foto: Monika Thut

Begegnungen mit Formen von Spiritua­lität und christlicher Gemeinschaft

Der Ausbildungstag zum Thema «Religiöse Lernwege und Spiritualität» am 12. September 2022 begann um 11 Uhr in der Klosterkirche, wo uns Priorin Irene Gassmann herzlich willkommen hiess. Unsere Gruppe- bestehend aus neunzehn Katechetinnen und einem Katecheten in Ausbildung, sowie Silvia Balmer und Monika Thut Birchmeier als Ausbildungsleiterinnen von katholischer bzw. reformierter Seite – durfte am regulären Mittagsgebet der Schwesterngemeinschaft teilnehmen.

Die Gastfreundschaft der Benediktiner-Schwestern des Klosters Fahr schlug den Bogen von der Theo­rie zum persönlichen Erleben und zur kirchlichen Praxis: Was berührte uns spirituell in dieser halben Stunde des Gebets? Die gesprochenen Psalmverse? Der Gesang? Der schöne Kirchenraum? Die besondere Atmosphäre mit den Schwestern im Habit? Was hinderte uns daran, spirituell berührt zu werden? Die fremde Sprache? Die harten Kirchenbänke? Die so anders lebenden Mitbeterinnen?

Priorin Irene Gassmann liess uns teilhaben an den Sorgen und Hoffnungen ihrer klösterlichen Gemeinschaft, für deren Weiterbestehen es mangels Nachwuchs leider keine Garantie gibt. Mutig, hartnäckig und kreativ sind die Schwestern seit sieben Jahren an einem innovativen Projekt mit grossem Potenzial, um ihr Kloster in eine neue Zukunft führen zu können. Ein christliches gemeinschaftliches Mehrgenerationenhaus beim Kloster Fahr soll dank mehreren Wohnungen in der ehemaligen Bäuerinnen-Schule verwirklicht werden. «erfahrbar» heisst dieses Projekt. Die reformierte Präsidentin des Vereins «erfahrbar», Julia Neuenschwander beantwortete unsere Fragen.

Priorin Irene sagte: «Es war ein langwieriger Entscheid des Abschiednehmens von Vertrautem, und ist nach wie vor ein andauernder Abschiedsprozess.» Die Schwesterngemeinschaft öffnet sich für andere christliche Konfessionen auf ihrem Wohn- und Arbeitsgebiet. Je nach Entwicklung der Beziehung zwischen Kloster und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Mehrgenerationenhauses können auch ganz neue Formen eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens entstehen. Es ist ein nötiger Abschied zugunsten einer möglichen, noch ungewissen Zukunft. So nannte es Priorin Irene und strahlte dabei Zuversicht und eine deutlich spürbare positive Energie aus.

Auf einem im Kloster ausgestellten Tuch bringt ein Gedicht der Lyrikerin Isabel Profe-Bracht diese hoffnungsvolle Herzenseinstellung passend zum Ausdruck:

Dass ich alles Vertraute
Immer wieder opfere
Nie aufhöre
Kapellen zu bauen
Um überall
Einen Ort zu haben
Zum Lauschen.

Eine Herzenseinstellung, die durchaus übertragbar ist auf die kirchlichen Wirklichkeiten auch ausserhalb des Klosters Fahr.

So stellten wir Abschied, Hoffnung und Zukunftswünsche in den Mittelpunkt unseres kurzen liturgischen Abschlusses in der Klosterkirche. Diesen Dreiklang versuchen wir nun aus dem Kloster und aus dem Ausbildungssetting hinaus in unsere Kirchgemeinden und Praxisorte zu tragen.

Monika Thut Birchmeier, Leiterin der katechetischen Ausbildung im Aargau für die Reformierte Landeskirche

ModulAar,
die ökumenische, katechetische Ausbildung
im Aargau
mit engem Praxisbezug.